Ich war nie ein großer Schaumwein-Fan. Selbst wenn ich sündteuren Champagner oder andere erstklassige Tropfen angeboten bekommen habe, kam ich zum Schluss, dass ich in dem Punkt wohl eine Banause bin und es mehr an mir als an der Qualität des Glasinhalts liegt, dass mir Sekt, Prosecco & Co bis auf seltene Ausnahmen einfach nicht schmecken. Nicht schlimm eigentlich, ich hab mir schon Alternativen zum feierlichen Anstoßen gefunden. Einen guten Weißwein zum Beispiel. Die unerwartete Wende in meiner persönlichen Sprudellovestory kam mit Kronkorken versiegelt und heißt Pét Nat. So nennt sich kohlensäurehaltiger, trockener Wein, der auf eine wilde, sehr natürliche Art und Weise hergestellt wird und mir eine neue Welt der sprudelnden Geschmackserlebnisse eröffnet hat. Wenn man ein bisschen sucht, bekommt man den guten Stoff auch von österreichischen Winzern.
Vorweg: ich bin sicher keine Weinexpertin. Wenn ihr was über Wein lernen wollt, ist mein Blog nicht die erste Anlaufstelle. Aber ich schreibe trotzdem diesen Beitrag, weil ich Euch animieren möchte, Pét Nat mal zu probieren, egal wie gut ihr euch selbst mit Wein auskennt. Mir persönlich macht Pét Nat nämlich sehr viel Spaß.
Was ist Pét Nat?
Pét Nat – kurz für “Pétillant naturel” – bedeutet eben genau das: natürlich prickelnd. Ein prickelnder Wein, der ohne Zusätze und ganz natürlich mit nur einer Gärung produziert wird. Die Geschmackserlebnisse sind doch sehr anders als bei gewöhnlichen Schaumweinen.
“Méthode ancestrale”
Kohlensäure entsteht bei alkoholischer Gärung – also wenn sich der Zucker auf natürliche Weise in Alkohol verwandelt. Beim Champagner wird fertiger Wein abgefüllt und durch Zugabe von Zucker und Hefe ein zweites Mal vergoren. Für Pét Nat wird Traubenmost, der sich noch in der alkoholischen Gärung befindet und noch natürlichen Restzucker enthält, in Flaschen gefüllt und mit Kronkorken verschlossen – ganz ohne Zusätze. Dann gärt der Pét Nat in der Flasche weiter und entwickelt Kohlensäure.
Die Gärung in der Flasche erfolgt ohne Zutun des Winzers, weder Zucker noch Schwefel noch sonst was wird zugesetzt. Das bedeutet auch weniger Kontrolle über die Gärung. Natürliche Gärung und Restzucker sind nicht so berechenbar wie bei herkömmlichen Methoden. Kann schon mal passieren, dass es eine Flasche z’reißt. Und auch das aromatische Endergebnis ist nicht genau kontrollierbar, jeder Pét Nat ist ein Unikat. Also auch innerhalb einer Charge können sich Flaschen unterschiedlich entwickeln. Genau das finde ich besonders spannend.
Auch wenn ich keine große Weinexpertin bin, bin ich doch sehr neugierig und probiere gerne neues, rede mit Winzerinnen und Winzern, Sommeliers und anderen Weinkennern und lasse mir von ihnen etwas erzählen (und einschenken ;)), ganz vorurteilsfrei. Das macht auch Spaß, wenn man weniger weiß und man kann ganz vorurteilsfrei genießen. Richtig reingekippt in die Pét Nat-Liebe bin ich während meiner Zeit in Australien letztes Jahr, wo Pét Nat zwar auch noch ein Nischenprodukt, aber doch viel geläufiger ist als bei uns. Gerade dort, wo Klima und Böden so ganz anders sind als bei uns, war das Ausprobieren verschiedener Weine noch spannender. Und seither bin ich noch begeisterter von diesen spannenden Getränken, auch die man sich einfach mal einlassen sollte. Wobei mir auch nicht zwingend jeder Pét Nat gleich gut schmeckt. Untrinkbar fand ich jedenfalls, trotz vieler Flaschen, bisher keinen ;) Das ist grad das Spannende dran: jeder Pét Nat ist ein Unikat.
In Österreich immer noch Outsider
Der Bekanntheitsgrad von Pét Nat ist bei uns, anders als z.B. in der angloamerikanischen Szene, noch recht gering. In Österreich habe ich das Gefühl, dass man gerade bei Schaumweinen sehr konservativ unterwegs ist. Mit der wachsenden Naturweinfangemeinde stehen aber die Chancen ganz gut, dass Pét Nat ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommt, ich hoffe es jedenfalls :) In den letzten Jahren kamen auch bei uns mehr Pét Nats auf den Markt und auf die Weinkarten der Lokale und das ist fein. So kann man auch mal nur ein Glas probieren. Auch ein paar heimische Winzer haben sich über diese Urform des Schaumweins getraut. Die meisten heimischen Pét Nats kosten bei uns 15-25 EUR im Einzelhandel, also durchaus so, dass es sich lohnt, einfach mal zu probieren. Man sollte sich nur nicht das erwarten, was man sonst als Schaumwein kennt. Pét Nat ist einfach eine Kategorie für sich und kein Ersatz bzw, keine Art von Sekt oder Champagner. Rein rechtlich hat man übrigens auch Perlwein zu sagen, weil der Druck niedriger ist als 3 bar.
Falls sich jemand für meine total subjektiven und laienhaften Empfehlungen für österreichische Pét Nats interessiert, hier eine Hand voll Tipps für heimische Winzer (alle mind. bio-zertifiziert):
- Foam, Grauburgunder vom Demeter-Weingut Meinklang
- 360° Grüner Veltliner Pét Nat vom Geyerhof
- Ancestral Pét Nat von Claus Preisinger
- Kalkspitz aus verschiedenen Rebsorten von Demeter-Winzer Christoph Hoch aus dem Kamptal
- Fuchs und Hase Pét Nats aus verschiedenen Rebsorten – Kooperation der Weingüter Jurtschitsch & Arndorfer
Ich freu mich schon sehr auf die nächsten Jahrgänge! Und mehr will ich dazu auch gar nicht pseudo-fachsimpeln sondern verweise lieber auf die großartigen Köpfe, denen wir den guten Stoff zu verdanken haben. Wer nicht ab Hof kauft bzw. sich von Profis mehr über diese Wunderwerke der Natur erzählen lassen möchte, geht am besten zum einschlägigen Weinhändler (in Wien empfehle ich z.B. agora vino oder Weinskandal) oder lässt sich auf Pét Nat-Empfehlungen eines guten Sommeliers ein. Ich schwöre, es macht echt viel Spaß! Wer eine Meinung dazu hat, schreibt mir am besten unten in den Kommentaren, da freu ich mich nämlich auch immer sehr :)
Dieser Beitrag beinhaltet zahlreiche Nennungen von von mir sehr geschätzten Betrieben und Produkten. Manchmal arbeite ich dafür auch mit ebensolchen zusammen, in diesem Fall wurde der Artikel weder finanziell noch materiell (z.B. durch Produkte, Einladungen o.ä.) unterstützt.