Im burgenländischen Seewinkel ist etwas Erstaunliches gelungen: zwei Bauern produzieren für die Bio-Marke Ja! Natürlich* österreichischen Reis in verschiedenen Sorten. Und es funktioniert. In Kürze kommt die erste Ernte in den Handel. Ein sehr schönes Projekt, nicht einfach, nicht ohne Rückschläge und die Menge ist noch sehr klein. Aber es funktioniert nach fast fünf Jahren Experimentierphase und mit sehr viel Mut und Engagement – eine Leistung, die man gar nicht überschätzen kann.
No farmer, no party.
Zu verdanken ist es in erster Linie den zielstrebigen Bauern aus dem Seewinkel, Erwin Unger (Wallern) und Erich Leyrer jun. & sen. (Pamhagen), die heuer die erste Ernte einfahren, die in den Handel kommt. Mit dem österreichischen Reis sind sie absolute Pioniere, die sich auf wenig bis keine Erfahrungswerte verlassen können. Bemerkenswert, ziemlich.
“A bissl wos muas ma riskieren!”
Der erste mit dem Reisanbau war Erwin Unger. Erich Leyrer jun. und sen., die vor zwei Jahren mit dem Anbau begannen, nahmen mit uns diese Woche an einem Tisch Platz um den ersten Reis vorzustellen. Der Anbau erfolgt nicht, wie in Asien üblich, im Wasser, sondern im Trockenen. Die größte Schwierigkeit ist das Unkraut, denn Spritzmittel sind natürlich tabu. In den sukzessiven Wachstumsphasen muss das Wetter jeweils passen: Wind, Sonne, Wasser, alles zu seiner Zeit in der richtigen Temperatur. 2014 gab es erste größer angelegte Versuche, aber zu wenig Sonnenstunden, der Reis ist nicht ausgereift. Mindestens 150 Tage Reifezeit braucht er nämlich bei der richtigen Witterung. In den Handel kommen heuer nur der schwarze und der rote Reis, beim weißen ist leider die Menge noch zu gering.
Mit der Ernte ist es aber längst nicht getan, Reis muss entspelzt werden, damit der Konsument überhaupt etwas damit anfangen kann. Die Maschinen, die herkömmliche Getreide schälen, funktionieren beim Reis nicht. “Dinkel kann jeder schälen”, erzählt Erich Leyrer, mit seinem Reis konnte ihm aber kaum jemand weiterhelfen.
Nach viel Herumtelefonieren war ein Partner in Ungarn gefunden, wo es bereits Reisanbau gibt. Dann aber der Rückschlag, die Mindestabnahme lag bei 10.000 Kilo, gerade ein Mal 3.000 Kilo Reisernte konnten im Burgenland eingefahren werden. Letztendlich wurde – wie für so vieles – auch hier eine Lösung gefunden. Einfach ist das alles nicht und wahrscheinlich in manchen Momenten der Pioniergeist viel größer als die Vernunft. Einige andere Bauern haben sich schon an Reis versucht und aufgegeben. Meine Hochachtung gilt den tollen Betrieben für diesen Erfolg.
Das alles ist erst der Anfang, in Gedanken sind die Bauern schon längst bei der nächsten Ernte. Nun gilt es, weiter dazu zu lernen, zu optimieren, zu probieren, wie es weitergeht und ob die Mengen größer werden ist heute schwer abschätzbar. Es bleibt also spannend.
Wo gibt es Reis aus Österreich?
Der schwarze und rote Bioreis wird also ab Ende April im Handel sein: ungefähr 6000 Packungen bei MERKUR und den größeren Billa-Filialen. Ich persönlich bin schon lange Fan von rotem und schwarzen Reis und freue mich umso mehr, jetzt sogar österreichische Bioware kaufen zu können. Der Aufwand hinter diesem Produkt ist derzeit noch fast unbezahlbar hoch, den genauen Preis weiß ich leider noch nicht, werde ihn aber ehest möglich hier ergänzen – vermutlich wird er wohl über dem Preis von normalem Reis liegen. Ich sehe den Einkauf in dem Fall auch als Unterstützung eines tollen Projekts und der Reis schmeckt wirklich großartig – nicht vergleichbar freilich mit gewöhnlichem weißen Reis. Experimentierfreude ist auch bei den Köchen gefragt.
Erst jetzt nämlich, nach irre viel Arbeit, Fortschritt und Problemlösung, kommen wir Konsumenten und Köche ins Spiel. Zur Feier des Tages hat Ja! Natürlich gleich einen der größten Meister ins Boot geholt, um die ersten österreichischen Reissorten in ein Menü zu verwandeln: Alain Weissgerber vom taubenkobel, der ersten Adresse, wenn es um Kulinarik in pannonischen Gefilden geht. Organisiert wurde das ganze vom bereits für die allerbesten kulinarischen Popup-Events bekannten Feldküche-Team.
Das alles ist erst der Anfang, in Gedanken sind die Bauern schon längst bei der nächsten Ernte. Bei dem Pionierprojekt gilt es nun, kontinuierlich zu lernen, zu optimieren, um weiter voranzukommen.
Danke, Erich & Erich Leyrer, Danke Erwin Unger für diese tolle Arbeit. Danke Ja! Natürlich für die spannende Präsentation und Unterstützung solcher Pionierprojekte. Danke Alain & Team für die beeindruckenden Reiskreationen. Und danke der Feldküche, für die wie immer atemberaubende Inszenierung!
No farmer, no party heißt es auch bei der Eventreihe #ausbauernhand, die Ja! Natürlich als Brücke zwischen Bauern, Konsumenten und dem Unternehmen selbst ins Leben gerufen wurde. Veranstaltet werden die Popup-Tafelrunden von der berühmt-berüchtigten und geliebten Feldküche. Auch 2016 wird es weitere spannende Ausflüge zu Biobetrieben geben.
* Dieser Beitrag ist nicht bezahlt. Ich bin auch kein Mitarbeiter von Ja! Natürlich, arbeite aber regelmäßig als externe Bloggerin für die #kuechengeschichten. Diese Zusammenarbeit besteht nun schon seit längerem, weil ich die Arbeit des Unternehmens – u.a. mit Pionierprojekten wie diesem – sehr super finde. Der Vollständigkeit halber sei dies hier erwähnt, dieser Artikel hat damit aber nix zu tun.
EDIT: seit April 2017 arbeite ich hauptberuflich für Ja! Natürlich
Bisherige Artikel und Fotos zu #ausbauernhand und weitere Feldküche-Events:
- #ausbauernhand beim Bio-Weidejungrindhof Kupfer
- #ausbauernhand beim Bio-Heumilchhof der Familie Sommerauer
- Mit der Feldküche auf Kulinarischer Sommerfrische im Salzburger Land
- Mit der Feldküche beim Kirchenwirt in Leogang