Da waren die Freude und Überraschung riesig, als ich beim Einkaufen tatsächlich einen Kabocha-Kürbis in einem Korb voll bunter Kürbissorten entdeckt hab. Kabocha ist nämlich eine Sorte, die man bei uns kaum sieht, ich kenne ihn schon länger aus dem asiatischen Raum, besonders von meiner Zeit in Südkorea. In Konsistenz und Geschmack ist der Kabocha noch vor dem orangen Hokkaido die beste Sorte, die es für mich gibt. Eigentlich sollte ich diesen Post wohl nicht schreiben, denn die Menge im österreichischen Handel ist derzeit noch winzig. Aber Produzenten, die für Vielfalt sorgen gehören gelobt und gutes gehört hier geteilt – von Feinspitz zu Feinspitz sozusagen – in der Hoffnung, dass es bald mehr davon gibt!
Der Juwel unter den Kürbissen
栗カボチャ Kuri Kabocha
Der Kuri Kabocha ist cremig, nussig, geschmacklich intensiv und erinnert an Maroni (Kuri bedeutet Kastanie). Er ist süßer als andere Kürbisse. Eine weitere Besonderheit ist die festere Konsistenz des Fruchtfleisches, er zerkocht nicht so wie andere Kürbisse. Grundsätzlich kann man mit ihm natürlich alles machen, was man sonst mit Hokkaido (oder anderen Sorten) macht, also ein schier endloses Universum von Gerichten. Zum Pürieren ist er mir persönlich fast zu schade, aber natürlich wird auch eine Kabocha-Suppe köstlich. Und obwohl ich den allerorts leicht erhältlichen orangen Hokkaido wirklich liebe, ist Kabocha eindeutig mein Lieblingskürbis. Schälen muss man ihn übrigens, wie den nahen verwandten Hokkaido, nicht.
Es war gar nicht das erste Mal, dass ich Kabocha in Österreich entdeckt habe. Im koreanischen Supermarkt meines Vertrauens (Nakwon) gibt es ihn eh schon immer. Nur halt als Tiefkühl-Import aus Asien. Und so sehr ich Kabocha liebe, so unvorstellbar ist es, in einem Kürbisland wie Österreich einen Tiefkühlkürbis aus Asien zu kaufen. No way. Dann lieber doch meine liebste längst heimische Sorte – Hokkaido. Auch der stammt ursprünglich aus Japan und ist dem Kabocha sehr ähnlich. Die Sorte Blue Ballet kaufe ich auch gerne. Andere gängige Sorten wie Muskatkürbis oder Langer von Neapel kommen mir gar nicht ins Haus, sie schmecken einfach nach nichts. Die Konsistenz ist oft wässrig, fasrig, insgesamt: fad. Übrigens auch ein Grund, warum ich trotz großer Kürbisliebe in Lokalen lieber keine Kürbisgerichte bestelle, wenn ich nicht weiß welche Sorte verwendet wurde.
Danke, Liebe Biobauern vom Lehner-Gemüsehof!
Da musste ich letzte Woche natürlich gleich nachforschen, wem ich den Bio-Kabocha aus österreichischem Anbau zu verdanken habe, der da im bunt gemischten Ja! Natürlich* Kürbisberg versteckt war. Der Sticker am Kürbis verrät: Bio-Kürbisbauer Lehner aus Leonding, Oberösterreich. (Eh klar, die Oberösterreicher sind wieder ganz vorne dabei, wie schon bei den Süßkartoffeln ;)). Auf Twitter-Nachfrage sagte man mir, er sei derzeit der einzige Kabocha-Lieferant. Jetzt heißt es also Augen offen halten und genau schauen! Der orange Hokkaido kommt von einem nicht minder ehrwürdigen Betrieb weiter östlich, von Inge Rommer, die seit über zehn Jahren mit sehr viel Leidenschaft in der Nationalpark-Region Seewinkel-Neusiedler See feinste Ware züchtet.
Wie erkenne ich Kabocha?
Die Schale ist dunkelgrün – nicht zu verwechseln mit Eichelkürbis oder Blue Ballet. Der Kabocha hat helle Streifen vom Stielansatz zum Blütenansatz verlaufend. Oft steht die Sorte am Etikett, wenn ihr Euch nicht sicher seid lieber genau nachschauen. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es bei der Etikettierung auch manchmal zu Irrtümern kommt. Kabocha sind eher klein und innen knallorange, sehr ähnlich dem Hokkaido. Der Blue Ballet ist übrigens auch sehr gut und dem Kabocha recht ähnlich. Er erinnert auch stark an Maroni und hat eine tolle Konsistenz. Wenn ihr also keinen Kabocha bekommt, nur nicht verzweifeln und beim Blue Ballet zuschlagen :)
Über den Produzenten
Es gibt unzählige Sorten an Kürbissen, von denen nur ein Bruchteil in unseren Supermärkten erhältlich ist. Ich habe sehr viele schon ausprobiert und meine oben genannten Lieblinge gefunden. Die Erhaltung der Artenvielfalt ist in vielerlei Hinsicht enorm wichtig – nicht nur kulinarisch sondern auch für unsere Umwelt. Eine Auswahl unbekannterer Sorten wurde vom Lehner-Bauer in Kooperation mit Ja! Natürlich* unter Bio-Bedingungen angebaut. Der Gemüsehof Lehner besteht seit Jahrhunderten und hat die Auszeichnung der „Erbhoftafel“** erhalten. Der Traditionshof entwickelte sich zu einem innovativen Produktionsbetrieb mit Bedacht auf Nachhaltigkeit und Fruchtfolge. So kommt es, dass es dort – erst heuer entdeckt – Kabocha angebaut wird. Dafür kann man gar nicht dankbar genug sein!
IST EIN KABOCHA JETZT EIN HOKKAIDO?
Es ist alles ein bisschen kompliziert. In Japan heißen viele Winterkürbisse Kabocha. Hokkaido heißt keiner, so hat man Kürbisse von der japanischen Insel genannt, um ihn im Westen zu vermarkten. Es gibt unzählige Kürbissorten, Kreuzungen und Züchtungen. Der bei uns stark verbreitete orangefarbene Hokkaido heißt in Japan Uchiki Kuri. Der Kabocha, über den ich mich so freue, ist mit dem orangen Hokkaido eng verwandt und heißt in Japan Kuri Kabocha. Er ist aufgrund des feinen Geschmacks in Japan besonders beliebt, bei uns noch weniger verbreitet. Und die Japaner wissen bekanntlich sehr genau die feinen Unterschiede bei Zutaten zu schätzen und einzusetzen. Das Begriffswirrwarr und die Sortenvielfalt sorgen im Westen immer wieder für Verwirrung. Mancherorts sieht man Kabocha als “Grüne Hokkaido“. Hier kommt es aber oft zur Durchmischung mit anderen Sorten, wie ich festgestellt habe. Ich habe den Kabocha bisher nur von Ja! Natürlich* erspäht (erhältlich bei BILLA/MERKUR), habt ihr ihn schon entdeckt? Ich hoffe ihr habt sofort zugeschlagen. Berichtet mir unbedingt, falls ihr ihn verkostet habt, bin gespannt ob andere auch so begeistert sind wie ich!
さようなら – Sayōnara!
Rezept-Empfehlungen
Zwei Kürbisrezepte von mir bei den Ja! Natürlich Küchengeschichten:
- Kürbisschupfnudeln mit Kräuterseitlingen
- Hokkaidokürbis im Speckmantel auf Vogerlsalat mit Kernölcroutons
Der kleine Kabocha eignet sich auch super zum Füllen, z.B. so:
*Sponsored Post: Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Ja! Natürlich.
EDIT: seit April 2017 arbeite ich hauptberuflich für Ja! Natürlich
**Die Erbhoftafel zeichnet in Oberösterreich jene Höfe aus, bei denen der bäuerliche Besitz seit mindestens 200 Jahren innerhalb derselben Familie übertragen, selbst bewohnt und bewirtschaftet wurde.