Es gibt ein Gewürz unter meinen absoluten Lieblingen, das viel zu wenige Leute kennen/verwenden. Denn es kann einen riesigen Unterschied in Gerichten bewirken, besonders in vegetarischen, ist leistbar und recht leicht zu bekommen. Mir ist völlig unverständlich, warum es nicht längst zur Standardausstattung in jeder Küche gehört aber ich verstehe ja auch nicht, warum es immer noch einen Markt für gemahlenen Pfeffer gibt. Wer liebt geräuchertes Aroma nicht? Worum es hier geht, ist fast schon so etwas wie meine Geheimwaffe für Gemüsegerichte, wenn es mir darum geht, diese ohne tierische Produkte mindestens so g’schmackig zu machen wie Gerichte, in denen man z.B. gebratenen Speck verwendet. Wohlgemerkt: Gebratener Speck ist super. Aber Gewürze auch! :)
Geräucherter Paprika
Die meisten unter uns lieben rauchiges Aroma. Es riecht und schmeckt verlockend in Speck, in Räucherforellen, bei Gegrilltem. Früher stand rauchiges Aroma für mich wie für die meisten eher mit tierischen Produkten in Verbindung, aber das stimmt nicht unbedingt. Versteht mich nicht falsch: Ein paar geröstete Speckwürferl kommen immer wieder als ideale Krönung in meine Gemüsegerichte, auf Suppen oder Salate und ich bin überzeugt, dass sich mein Herz darüber mehr freut als es gesundheitlich jemals darunter leiden wird. Die Freude hab ich aber nur, wenn der Speck ein ordentlicher ist, wie etwa der von Roman Schober aus dem Kamptal. Und den hab ich halt nicht immer zuhause und er ist auch nicht zwingend notwendig. Denn ich habe immer geräucherten Paprika zuhause und es tut uns allen und der Umwelt gut, ein bisschen seltener Tierisches zu essen. Wer noch immer glaubt, man braucht Fleisch, um Geschmack in eine Gericht zu bringen, der wird – wenn schon nicht mir – hoffentlich den vielen internationalen Spitzenköchen glauben, die Gemüse und Gewürzen immer mehr Aufmerksamkeit widmen und dabei Fleisch gerne mal links liegen lassen.
PAPRIKAPULVER IST NICHT GLEICH PAPRIKAPULVER
Während hierzulande jeder das edelsüße Paprikapulver kennt, das in Liptauer oder Gulasch gehört, schauen mich viele meiner Mitmenschen oft fragend an, wenn ich geräucherten Paprika erwähne. So mancher Vegetarier, der bei mir vegetarisches Chili bekommen hat, hat nach dem ersten Kosten entsetzt vermutet, ich hätte Speck untergejubelt. Das kommt wohl davon, weil Raucharomen bei uns traditionell immer mit Fleisch oder Fisch verbunden sind. Das Staunen ist dann umso größer und das ist für mich als Köchin schön, wenn ich jemandem etwas neues zeigen kann. Mit gut gewürzten vegetarischen Gerichten aus 1A-Zutaten überzeugt man nämlich auch die leidenschaftlichsten Fleischesser, die immer noch meinen Gemüse ist “das lästige Zeug, das man essen soll, weil es gesund ist, nicht weil es schmeckt”.
Pimentón de la Vera oder geräucherter Paprika: woher und wohin?
Ein wesentliches Qualitätsmerkmal ist die intensive rote Farbe. Der berühmte “original” geräucherte Paprika heißt “Pimentón de la vera” (geschützte Herkunftsbezeichnung) und kommt aus der klimatisch besonderen Region Extremadura in Spanien – unentbehrlich in Paella oder Chorizo. Das klingt zwar, als wäre diese Spezialität schwer zu bekommen, aber große Supermärkte haben die kleinen roten Metalldöschen im Sortiment (konkret weiß ich es von MERKUR Märkten und nein, ich bekomme nichts dafür dass ich das hier erwähne). Noch weiter verbreitet und meiner Erfahrung nach im Großteil der Supermärkte diverser Ketten erhältlich ist geräucherter Paprika vom heimischen Hersteller Kotányi* – zwar ohne geschützter Herkunftsbezeichnung aber auch in sehr guter Qualität. Dieser ist weniger scharf, eher süßlich und etwas günstiger als der spanische.
Das beste Paprikapulver hilft euch nichts, wenn ihr es nicht richtig lagert: Am besten dunkel in luftdichten Gewürzgläsern oder auch Schraubgläsern aufbewahren. Geöffnete Tütenpackungen niemals einfach ins Regal stellen, damit macht ihr ein Gewürz innerhalb kürzester Zeit wertlos, weil es ausraucht (bei gemahlenem Pfeffer ist das wurscht, der war schon scheiße als ihr ihn gekauft habt). Den Pimentón de la vera bewahre ich einfach in demselben Metalldöschen auf, in dem er verkauft wird. Generell gilt: Ein lichtgeflutetes Gewürzregal ist für die meisten Gewürze ungeeignet, da viele lichtempfindlich sind. Besser ist ein Schrank oder eine Lade.
Und wie verwende ich den geräucherten Paprika jetzt?
- Jedenfalls sparsam, denn das Aroma ist (bei guter Qualität) recht intensiv und sollte nicht zu penetrant sein.
- Nicht scharf anbraten, denn sonst wird das Paprikapulver bitter. Das gilt übrigens für jegliche Art von Paprikapulver, nicht nur für geräuchertes
Was Rezepte betrifft gibt es so viele Möglichkeiten. Besonders köstlich finde ich ihn in Kombination mit Hülsenfrüchten (Bohnen, Linsen, Kichererbsen etc.) und zu Fisolen. Er kommt gut in (vegetarischem) Chili con carne, in Risotti, in Barbecuesauce – überall, wozu ihr Euch rauchiges Aroma gut vorstellen könnt. Viele Pastasaucen profitieren von geräuchertem Paprika, in vegetarischen Burger-Patties ist er für mich auch ein Muss! Genauso könnt ihr ihn in Grillmarinaden oder -gewürzrubs probieren und NATÜRLICH auch in allerlei Fleischgerichten!
Solltet ihr eigene Erfahrungen mit diesem herrlichen Gewürz haben oder in Folge dieses Blogposts machen, lasst es mich unten in den Kommentaren wissen, das wäre mir eine Freude!
Es gibt natürlich noch viiiele andere tolle Gewürze, weshalb sie immer wieder Thema auf meinem Blog sind. Hier zum Beispiel!
*Transparenzvermerk: Ich bin beruflich regelmäßig für die Firma Kotányi tätig. Das spielt hier auf meinem privaten Blog zwar überhaupt keine Rolle, soll der Transparenz halber aber nicht unerwähnt bleiben.